GALLUS

Für ein Cupping wird Kaffee grob gemahlen, mit Wasser aufgegossen und geschlürft. Dies hilft (im Idealfall) bei der Wahl für eine Rohbohne oder dient zur Qualitätssicherung. Der Gründer des Kaffeehaus aber cuppt weder oft, noch allzu gerne. Zu sehr vergleicht er Gutes mit dem Besten, oder er treibt sich selber in den Wahnsinn, wenn er seine Vorstellungen mit der Realität abgleicht und auf der Suche nach Vollendung ist. Obschon er doch betont, bei der Beurteilung eines Kaffees sind nur rund 30 Prozent der Sensorik zuzuschreiben; der Rest sind Gefühle, Emotionen und Geschichten. So berichtet er lieber über das Leben der Kaffeebauern oder ist süchtig nach dem Stimmengewirr an der Theke einer Espressobar, die keine Dogmen der Szene kennt.

PHILIPP

Rösten ist Kreativität und Lust, bestimmte Erinnerungen, Emotionen und Trinkkulturen zu wecken, wertzuschätzen oder eine Eigenart des Kaffees zu betonen. Aber vor allem vorausschauendes Denken, Präzision und Analytik, um die Launen der Natur ausgleichen zu können. Diese Ruhe trägt Röstmeister und Mitgründer Philipp in sich. So lässt er sich auch nicht so schnell ins Bockshorn jagen – selbst wenn Gallus mal wieder kein Ende findet bezüglich seiner Vorstellungen des perfekten Espressos. Und schliesslich sorgt der hauptberufliche Informatiker dafür, dass der Betrieb im Kaffeehaus organisiert wird und die Luftschlösser am Ende zu gebauten Häusern werden (die er allerdings permanent verbessern zu müssen findet). Wie für Gallus ist für ihn Kaffeetrinken schliesslich auch ein demokratischer Akt; beide sitzen sie im St. Galler Stadtparlament.

LARISSA

Larissa führt seit Januar 2024 das Kaffeehaus mit seiner Rösterei in ein neues Kapitel. Gemeinsam mit den beiden Gründervätern Gallus und Philipp betreibt sie den Mikrobetrieb weiter und wird Einfälle mitvervielfältigen. So ist garantiert, dass nach wie vor Menschen mit Passionen der Institution Seele einhauchen. Allerdings ist ein solcher Ausdruck nicht ganz zutreffend. Anstatt lange zu plaudern und zu sinnieren, packt sie lieber an, nach innerrhodischer Manier: Schnell lernte sie das Handwerk an Röst- und Kaffeemaschinen und setzt Ideen um. Jetzt. Eine Macherin; doch auch mit Sinn fürs Geschichten erzählen: mit webetc. trägt sie Botschaften in die Welt. 

Alma

Das Stadtwildtier macht ihr eigenes Ding, lässt sich von keiner Rösterin, keinem Barista «bändigen». Alma hat ihr Servicepersonal gewählt, das Team des Kaffeehaus und seine Gäste dürfen sie bedienen. Dafür spendet sie Seelenheil, strahlt diese Gelassenheit aus, die in einer sich öfter empörenden Gesellschaft, die rasche Antworten verlangt, immer mehr verloren geht. Gleichzeit ist sie achtsam in der Gegenwart, beobachtet ihr Umfeld. Damit schärft sie sprichwörtlich unsere Sinne für Kaffee trinken im öffentlichen Raum. Und unter ihrer Supervision ist jedes Wodoo einer Extraktion oder Röstung beinahe in Ordnung.